Kommentar zum Sturm auf das Capitol in Washington am 6. Januar.
Da fällt mir doch der Zacken aus der Krone. Vor Verwunderung über die Verwunderung. Da fragt sich das mediale Kollektiv, wie so etwas habe passieren können und sucht nach Antworten. Nun, zumindest sind wir zur Abwechslung mal wieder ein wenig abgelenkt worden von den eintönigen und immerwährenden Berichten über die Pandemie. Endlich passiert mal was. Ein Paukenschlag, der uns aus dem Endjahresblues in ein neues Jahr katapultiert, das hiermit sofort seine Jungfräulichkeit verloren hat. Aber auch das sind wir ja schon seit Längerem gewohnt gewesen. Und eben darum war diese Geschichte so absehbar wie der Kuchenteig im Backofen. Man stellt den Heizgrad ein, Ober- und Unterhitze, Timer und - Peng! - der Teig geht auf. Das Rezept war einfach, die Zutaten konnte man kaufen und die Lust am Fressen ist so gross wie lange nicht mehr. Ein Festtagsgelage der Anarchie.
Alle, aber auch alle, die an diesem Kuchen mitgebacken haben, und damit meine ich nicht nur die Köche in der Puppenküche, sondern auch die unzähligen scheinheiligen Trittbrettfahrer, sie alle hätten wissen müssen, dass der Kuchen längst verdorben war. Es hatte genug Warnungen gegeben, unzählige Signallampen leuchteten und blinkten, es gab genügend Möglichkeiten, den Ofen abzustellen.
Ja, da fällt mir ein Zacken aus der Krone. Vor Verwunderung. Was alles möglich ist. Und was auch nicht. Das ist in der Tat beunruhigend.