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AutorenbildNM.

Erfurt














lechts und rinks velwechsert

Ein Kommentar zu den Ministerpräsidentenwahlen in Thüringen


Wer hat Angst vorm roten Tuch? Nicht etwa die Ostdeutschen, die wissen sehr wohl zu unterscheiden zwischen einer Linkspartei und einer Diktatur. Wer also schürt seit 30 Jahren unermüdlich die Angst vor den «Roten»? Diejenigen, so scheint es, die selbst am meisten Angst davor haben: das politische Gegenüber. Nur so wird plausibel, warum das rechte Auge des Staates vorwiegend blind ist, während die Rote-Socken-Kampagnen an Theatralik kaum zu überbieten sind.


Das mehr oder weniger freie Schalten und Walten der rechtsextremen Szene in Thüringen seit der Wende im Jahr 1989, welches schliesslich in einer Mordserie des NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) gipfelte, waren so überhaupt erst möglich gewesen. Im Juli 2018 fand der abschliessende Gerichtsprozess gegen die rechtsextreme Mittäterin Beate Zschäpe nicht etwa in Erfurt statt, sondern in München, obwohl die Täter doch aus Thüringen stammten. Kaum eine ostdeutsche Zeitung war am Gerichtsprozess zugegen. Als gäbe es das braune Phänomen im Osten gar nicht. Seit den letzten Wahlen im Oktober 2019 aber sitzen sie mit 23% im Thüringer Landtag. Und noch immer reibt man sich die Augen, mit welchem Selbstverständnis dort Pakte mit dem Teufel geschmiedet werden, während gleichzeitig die Angst vor einem roten Gespenst inszeniert wird.


Der ostdeutsche Wähler jedenfalls wird sich wohl ob des Hochmutes und der gefühlten politischen Entmündigung (31% wählten die Linkspartei) noch viel weiter von der politischen Mitte entfernen, als dies bereits geschehen ist.



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